Ayurveda Blog - Die 6 Lebensphasen im Leben einer Frau

Zum Bloganfang - Geposted am 11.03.2022 in Allgemein

Die 6 Lebensphasen im Leben einer Frau

Frau zu sein ist vielschichtig, zyklisch, aufregend und manchmal auch anstrengend. Immer eine Frage des vorherrschenden Doshas. Oftmals sind wir einfach nur ein „Opfer“ unserer Prakriti, also Grundkonstitution und der Lebensphase, in der wir uns befinden. Dort hinein spielt auch unser Dosha geprägter Zyklus der Menstruation. Also eine sehr vielschichtige Angelegenheit. Dieser Zyklus unterwandert manchmal unsere eigene perfekte Logistik, sodass öfter als gewünscht, Situationen und Emotionen aus der Kontrolle geraten.
Aus ayurvedischer Sicht hat jede Lebensphase eine Aufgabe und ein Dosha , das sich mehrt und ein anderes, das sich gerade verabschiedet. Das erlaubt eine stetige Entwicklung und die Entfaltung unserer Potentiale.
Schauen wir uns das doch mal genauer an:

Bala: die Lebensphase von Geburt bis ca. 10 Lebensjahr Kapha Thema: Wachstum und Entwicklung, Stabilität und Immunkraft. Mich beschäftigt das Thema „Frau sein/werden/Weiblichkeit“ seit ich mit Schuleintritt von meinem Vater vernommen habe, dass ich nichts lernen müsse, weil ich nach der Schule heiraten würde und Kinder bekommen. Ich war empört, so wie es sich für ein Pitta Mädchen gehört, denn ich wollte Kapitän werden oder Pilot... ja, ich weiß, weit weg vom „gendern“ damals, aber so war das. Ich sah mich sehr emanzipiert gleichgestellt, ich kam überhaupt nicht auf den Gedanken, dass ich irgendetwas NICHT machen könnte. In meiner eigenen Welt gab es tatsächlich keine feste Rollenvorgabe. Meine Mutter setzte sich immer dafür ein, dass beide Töchter gerne in die Schule gingen. Fremdsprachen wie Englisch war ihr wichtig ebenso wie Sport. Alles Dinge, die ihr selbst verwehrt blieben. So wuchsen wir zu sehr eigenständigen, selbst bestimmten Frauen heran und natürlich kamen wir an Grenzen. Das liegt ja dann auch wie bei vielen am Schulabschluss, ob man ländlich oder eher städtisch gelebt hat etc. und natürlich musste „Frau/Mädchen“ fleißig sein. Möglichkeiten ergaben sich aus den Talenten und der Selbstvermarktung. Das alles ohne social media. Es brauchte Mut sich zu bewerben auf Ausbildungsplätze, Jobs. Es gehörte der Glauben an sich und Kommunikationsfähigkeit dazu. So gesehen nicht viel anders heute. Die Instrumente, die zur Verfügung stehen sind andere, die Ausbildungsmöglichkeiten auch.
Im Ayurveda ist es ein Teil des Erfolges und der eigenen Gesundheit, wenn frau sich ihrer prakriti gerechten Möglichkeiten bewusst ist. Wenn ein Pitta Mädchen auf die Bühne will, dann ist es gut, wenn sie die Möglichkeit dafür bekommt. Sie wird sicherlich erfolgreich sein. Ein Vata Elfchen oder ein Kapha Girl sind besser vor oder hinter der Bühne im Einsatz. Ein junges Mädchen zu unterstützen die eigene Prakriti zu nutzen, um ein auf allen Ebenen gesundes Leben führen zu können ist entscheidend. Es ist ein Grundstein für ein gesundes Leben und die Zukunft für dieses Kind.

Kumara: vom 10. bis 12. Lj. Kapha/Pitta - Entwicklung der sekundären Geschlechtsmerkmale.
Ach je, was für Zeiten, wenn das Mädchen dann doch feststellt, dass sich der Körper anders entwickelt, der Geist, die Psyche aber hinterherhinken? Pitta steigt an, die Hitze feuert, die Hormone treiben es bunt und das Kind kennt sich nicht mehr aus. Da explodiert es mal, nennt die Mama doof, ist bockig, die Hormone fluten so stark, das Pitta steigt und das Mädchen weiß nicht, was ihm passiert. Nicht selten äußern es die Mädchen auch. Sie schämen sich, daher ist es gut, es an- und auszusprechen und darauf hinzuweisen, dass die Eltern Verständnis haben. Von einem auf den anderen Tag riecht das Kind auch nicht mehr nach Baby...die Wäsche riecht anders... Pitta, das auch immer leicht sauer ist ( auch mental), lässt den Körper transpirieren, es riecht stärker, die Stimmung ist geladen...alles die Vorboten für:

Rajomati: von 12. bis 16 LJ, Kapha/Pitta - Einsetzen der Menstruation.
Pitta Ama kann ausgeschieden werden, die Spannung reduziert sich.
Was für eine Erleichterung, vor allem, für das Mädchen, für die Familie. Ein guter Zeitpunkt um diesen Eintritt zur Frau-Werdung zu feiern. Ich weiß, das klingt für unsere Kultur befremdlich, aber es ist so wichtig die Menstruation nicht als lästiges Übel zu sehen, sondern als Unterstützung um alle Rückstände von der Umsetzung auf allen Ebenen auszuscheiden.
Wenn das junge Mädchen typgerecht lebt und alles gut fließt, dann sind auch Schmerzen kein Thema.

Yavati: von 16. bis zum 40. Lj., Pitta - Beste Fruchtbarkeit und Reife
Schöpferinnen Phase, Transformation und Mutterschaft Aufregende Zeiten brechen an. Die erste Liebe, der Schulabschluss, der Eintritt in das Berufsleben. Pitta bringt alle, egal welcher Konstitution in eine produktive Phase, sodass wirklich alle es schaffen Ziele zu erreichen, Partner:innen zu finden, sich zu probieren, Mut zu entwickeln, nichts „anbrennen“ zu lassen. Vieles passiert zum ersten Mal. Fazit: es wird schon gut gehen. Die Kraft, das Durchhaltevermögen, alles wie das Feuer: Pitta, zielorientiert, scharf und klar. Was für eine Kraft. Hier wird geschöpft, kreiert, fortgepflanzt, genährt, versorgt...die Kraft und Energie erscheint unendlich. Diese Pitta Energie erfährt ihren Höhepunkt zwischen dem 35 und 38 Lebensjahr. Und läutet die nächste Phase ein:

Praudavasta: vom 40 bis 50.LJ, Pitta/Vata - Beginn der Prä- Menopause
Man könnte fast sagen Anfang 40 geht es bergab...also mit dem Pitta. In unserer eigenen Wahrnehmung bleiben wir Frauen wohl bei 35 stehen und messen uns in Sachen Leistungsfähigkeit gerne mit diesem Zeitpunkt x. Die ersten Anzeichen der prä-menopausalen Zeit werden geflissentlich übergangen. Schlafstörungen, vielleicht ein Beginn von Unverträglichkeiten, emotionale Achterbahnen? Alles kein Zeichen der Hormone, sondern lieber des überstrapazierten Begriffs Stress. Dieser spielt tatsächlich eine große Rolle, wenn es um die Hormone geht und wird immer vorgereiht. Adrenalin geht vor Östrogen. Um so mehr Stress um so mehr Dysbalance der Sexual Hormone. In dieser Phase verlässt das überschüssige Pitta den Körper, Vata steigt an. Wir werden etwas empfindsamer, wir können nicht mehr alles - auf allen Ebenen - verdauen. Es darf leichter werden. In der Ernährung wie im richtigen Leben.

Vrddha: ab 50. LJ, Vata – Menopause und Alter, Weisheit und Gelassenheit
Wenn sich Vata etabliert und viele helle Momente beschert. Wenn Akasha, der Raum alles in sich trägt und klar wird. Ok, es klingt vielleicht zu romantisch, weil die Trockenheit zunimmt, das Kollagen fast nicht mehr zu sehen ist und wir uns teilweise selber nicht erkennen (ja sorry, die Sehkraft lässt nach, ist aber auch hilfreich morgens vorm Spiegel). Es ist alles geleistet. Jetzt, spätestens jetzt dürfte die Frau sich einfach mal zurücklehnen, sich vielleicht neu erfinden. Ihre Schöpferkraft ist nicht verschwunden, sie richtet sich nur nicht mehr nach außen aus. Sie ist vielleicht dabei, sich selbst neu zu erfinden. Jetzt geht es um all das, was in ihr steckt, sich vorher noch nicht entfesseln konnte, weil so vieles abzuleisten war. Die Frau, das spannende, abwechslungsreiche Wesen. Die Mutter, die Schwester, die Tochter, die Großmutter, die Versorgende, die Liebhaberin. Diese wunderbare „all in one“ Person darf sich feiern, zu jedem Zeitpunkt, an jedem Tag, nicht nur am 8. März.
Jede Frau, jeder Mensch ist einzigartig und ein Geschenk für die Menschheit. So sagt es der Ayurveda.

Persönliches Fazit: Ich finde es nicht leicht zu definieren, wo und wann ich mich so richtig als „Frau“ fühle. In Gegenwart der männlichen Energie? Als Mutter? Als weise Lehrende im Unterricht? Manchmal empfinde ich diese Erwartung schon als eine Herausforderung. Also, dass ich das benennen kann. Ich sehe vor allem uns als Menschen. Ich nehme die Identitätskrise der Männer wie die der Frauen wahr. Wenn wir von den Energien ausgehen, dann wäre die empfangene Seite, die Mondin, das Yin- weiblich. Links ist die weibliche Seite, die Seite unseres Herzens, ich nenne es manchmal scherzhaft die „Prinzessinnenseite“. Ja, da finde ich mich, in dem Bedürfnis, zu empfangen, mich auch mal umsorgen lassen, fallen lassen zu können als zu versuchen, alles immer und zu jeder Zeit selber und perfekt zu machen...mit meiner „Macherinnenseite“ rechts. Das bedeutet aber auch ganz klar, Vertrauen zu haben und manchmal 5 grade sein zu lassen, weil ich eben nicht immer alles kontrollieren kann/sollte.
Die Frau. Ein Leben auf dem Weg von der Prinzessin zur Königin.


Petra Wolfinger
Dipl. Krankenschwester
Ayurveda Praktikerin
Referentin der Rosenberg Ayurveda Akademie
Co-Autorin des Buches mit Ayurveda durch die Wechseljahre
(mit Kerstin Rosenberg)

 
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